Ecstasy ist keine Einzeldroge an sich, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Substanzen ... |
Als der Begriff 1981 in den Vereinigten Staaten auftauchte, war damit ausschließlich eine chemische Verbindung namens MDMA gemeint. MDMA steht abgekürzt für ein Wort-Ungetüm, das man sich nicht merken muss: 3,4-Methylendioxymethylamphetamin, ein Derivat (Abkömmling) der Aufputschdroge Amphetamin. Sowohl Amphetamin als auch MDMA sind synthetische Drogen (vom altgriechischen syntithenai = zusammensetzen), werden also im Labor aus einfachen Stoffen wie in einem Baukastensystem zusammengesetzt. MDMA ist so künstlich wie die Gefühle, die es weckt. Es kommt in der Natur nicht vor.
Ende der 1970er Jahre kursierte MDMA noch unter Straßennamen wie Adam, Essence undLove. Angeblich war es ein kalifornischer Drogendealer, der den Begriff Ecstasy (Ekstase) prägte, weil er diesen Namen für „verkaufsförderlicher“ hielt. Heute ist Ecstasy eine Szene-Bezeichnung für Pillen, die entweder MDMA oder eine von vielen ähnlichen chemischen Verbindungen enthalten. Zu den bekanntesten zählen die Muttersubstanz MDA (aus der MDMA gewonnen wird) sowie spätere Entwicklungen namens MDE(A) und MBDB. Höllische Stoffe verkaufen sich besser mit himmlischen Tarnnamen: In Anlehnung an die frühe Bezeichnung „Adam“ für MDMA wird MDE auch als „Eve“ (Eva) und MBDB als „Eden“ (Paradies) bezeichnet. Ecstasy kann auch ein Mix aus diesen und anderen Stoffen sein. Es gibt keine einheitlichen Inhalte. Versuchsweise kamen auch schon ganz neue Amphetaminabwandlungen als „Ecstasy“ auf den Markt.
Ecstasy ist also keine Einzeldroge an sich, sondern ein Oberbegriff für verschiedene Substanzen mit ähnlichem Wirkungsspektrum. Man liegt auch nicht falsch, wenn man unter Ecstasy jede unter dieser Bezeichnung angebotene Pille versteht, von der der Konsument hofft, dass sie den „wahren“ Ecstasy-Wirkstoff MDMA enthält.
Wer „X“, „XTC“, „Teile“ oder „E“ verlangt, der will heute im Grunde dasselbe wie vor zwanzig Jahren: MDMA. Ob er es auch bekommt, hängt weitgehend von Ort und Zeit ab. Nach den jährlichen Erhebungen der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht lag die Wahrscheinlichkeit, dass sich in einer Ecstasy-Tablette tatsächlich eine Ecstasy-Substanz befindet (nicht unbedingt MDMA) anfangs des neuen Jahrtausends zwischen 2% (Griechenland) und 100% (Finnland). Deutschland lag im selben Zeitraum bei den beschlagnahmten und vom Bundeskriminalamt analysierten Ecstasy-Pillen bei einem reinen MDMA-Anteil von sage und schreibe 98,9 Prozent, wobei von „unwirksam“ bis „dreifache Normaldosis“ alles vertreten ist.
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